Archäologie der Römischen Provinzen
Die Archäologie der Römischen Provinzen stellt eine Disziplin der archäologischen Wissenschaften dar, die aus der Interaktion zwischen der Klassischen Archäologie, der Ur- und Frühgeschichte sowie der Alten Geschichte entstanden ist. Der chronologische Rahmen des Fachs, welches eng mit dem Aufstieg und späteren Fall des römischen Reiches verbunden ist, reicht somit von der ersten kulturellen Präsenz über die militärische Eroberung und die Etablierung einer zivilen Verwaltung in der jeweiligen Provinz bis zu deren Aufgabe. Forschungsbasis sind vor allem die materiellen Hinterlassenschaften. Darüber hinaus werden aber sehr wohl auch die schriftlichen Quellen herangezogen um die antike Gesellschaft, insbesondere in den Nordwest-Provinzen (West-Europa), zu untersuchen.
Die Archäologie der Römischen Provinzen greift zum einen militärhistorische Aspekte auf, und erforscht zum anderen die Lebenswelt der einheimischen Bevölkerungsgruppen, insbesondere deren Interaktion im Kontakt mit den mediterranen Lebenswelten: Die materiellen Hinterlassenschaften, in ihren unterschiedlichen Ausformungen geprägt von der römischen Kultur, bilden die primäre Quelle für neue Erkenntnisse zum Selbstverständnis der Bewohner der römischen Provinzen. Ein weitgehend offener Wirtschaftsraum von Schottland bis nach Nordafrika und von Portugal bis in den Nahen Osten förderte reichsweite Handelsbeziehungen und im Sog militärischer Operationen eine beeindruckende Mobilität von Menschen und Gegenständen, was nicht nur bei Objekten des alltäglichen Lebens, sondern auch in Siedlungslandschaften, in der Architektur sowie bei Kult, Religion und Brauchtum ihren Ausdruck findet.
Die wissenschaftliche Arbeit basiert neben einer geisteswissenschaftlichen Herangehensweise auch auf integrativen Methoden bei der Analyse dieser materiellen Hinterlassenschaften: Landschafts- und siedlungsarchäologische Fragestellungen können mit Prospektionen wie Luftbild-Analyse, air-borne-laserscan-Auswertung und Geophysik beantwortet werden. Weiterführende Erkenntnisse zum Fundmaterial versprechen nicht nur Material- (Archäometrie) und Radiokarbonanalysen als Anhaltspunkt für die Datierung, sondern auch die Einbindung naturwissenschaftlicher Disziplinen wie z.B. Archäobotanik, Archäozoologie, Anthropologie und Dendrochronologie.