Ein Votivdepot in Medma (Kalabrien). Zur Produktion und sakralen Verwendung von Terrakottafiguren
In einem großen Votivdepot der ‚Località Calderazzo‘, einem sakralen Areal der griechischen Kolonie Medma (heute Rosarno) in Unteritalien, wurden bereits 1912/13 die Reste von über 600 Terrakottafiguren gefunden, deren ursprüngliche Größe etwa einen halben Meter betrug. Diese ‚großen Statuetten‘ entstanden von ca. 550 bis 450 v. Chr. in dem Werkstattkreis, aus dem zeitgleich auch die berühmten ‚lokrischen Pinakes‘ hervorgingen. Sie besitzen aufgrund vieler Eigenschaften – etwa ihre Herkunft aus einem ‚geschlossenen Fundkontext‘, ihre plastische Qualität und ihre Komposition aus mehreren hand- oder matrizegeformten Teilen - einen außerordentlich hohen Quellenwert für die Forschung. Denn damit informieren sie erstaunlich detailliert über die stilistische Entwicklung eines auch überregional bedeutenden Ausschnitts westgriechischer Plastik in der Zeit des Übergangs von der Archaik zur Klassik, über die Vorgänge in den beteiligten Werkstätten und - unter Berücksichtigung des Fundkontextes – über ihre Verwendung und Deponierung im Heiligtum. All dies erschwerte von Anfang an die Publikation des Materials. Basierend auf umfangreichen Aufnahmen und Studien von Peter Noelke aus den 60er und 70er Jahren hatte das Projekt zum Ziel, die Figuren mit aktuellen Fragestellungen zu konfrontieren und endlich ausführlich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies erfolgt auf drei Ebenen: Der Band 32 der Reihe Palilia behandelt die Entwicklung und Funktion der Terrakotten. Parallel dazu erscheint in ‚Arachne‘ im Internet der zugehörige, umfangreiche, neu konzipierte Katalog der ‚Kombinationsfolgen‘, der die Figuren mit ihren Daten in technisch verwandten Gruppen vorstellt und bespricht. Mit diesem Katalog sind die Datensätze der Einzelobjekte verknüpft, die eigens über jedes Votiv informieren und auch zusätzliche Bilder liefern.
Leitung: Dr. Daphni Doeppner